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Digital Inequalities. Divides, Hierarchies, and Boundaries in Germany, 1970s to 1990s

Digitale Ungleichheiten - Gräben, Hierarchien und Grenzen in der "digitalen Gesellschaft"

 

Die „Digitalisierung“ der Lebens- und Arbeitswelten zählt zu den hervorstechenden Kennzeichen unserer Gegenwart. Dabei ist die gegenwärtige Ordnung des digitalen Zeitalters zugleich das Ergebnis lang anhaltender und kontroverser Aushandlungsprozesse. Aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts lassen sich die gesellschaftlichen Veränderungen im anbrechenden Computerzeitalter ab den 1950er Jahren als Epochenschwelle begreifen, die einen grundlegenden politischen, sozialen und kulturellen Wandel sowie die Entstehung neuer Wissensordnungen, Handlungslogiken und Kommunikationsweisen zeitigte. Zuletzt wurde dieser epochale Wandel als Weg in eine neue, „digitale Gesellschaft“ beschrieben.

 

Bis heute wird dieser Weg in die „digitale Gesellschaft“ mit seinen tiefgreifenden sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Auswirkungen häufig als Emanzipationsgeschichte erzählt. Allerdings sind in diesem Prozess zugleich neue Trennlinien und Hierarchien entstan­den, durch die gesellschaftliche Ungleichheiten und Machtgefälle reproduziert oder verschärft werden. Das Verbundvorhaben will sich diesen bislang wenig thematisierten Schattenseiten der Digitalisierung widmen und erforschen, wie sich die teilweise verborgenen Voreingenommenheiten der technologischen Systeme in der Arbeitswelt, den Geschlechterverhältnissen, im Bildungssystem und in Migrationsregimen auswirken. Der Forschungsverbund wird dazu Diskurs und Praxis „digitaler Ungleichheiten“ – am Beispiel des deutsch-deutschen Falls, in transnationaler Perspektive – ab den 1970er Jahren untersuchen.

 

Am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam sind drei Forschungsvorhaben angesiedelt, die sich den Grenzen, Bruchlinien und Gräben der „digitalen Gesellschaft“ widmen. Dazu gehören das Vorhaben von Michael Homberg zum digitalen Wandel der Arbeitswelten und die Promotionsprojekte von Lennart Schmidt zu digitalen Grenzen und Nina Neuscheler zu geschlechterbezogenen digitalen Ungleichheiten. Am GEI angesiedelt ist das Projekt von Tim Schinschick zu digitalen Technologien im Kontext Schule.