left background right background
zurück

»Computing the Social« Interview Moritz Feichtinger

Interview, Kamera & Schnitt: Lennart Vincent Schmidt

 

Wie lassen sich historische Datenbanken und algorithmische Systeme erforschen, die lange nicht zum klassischen Quellenkanon zählten? Und was verraten sie über die Verbindung von Technologie, Wissen und Macht?

 

Im Sommer 2025 war Moritz Feichtinger von der Universität Basel als Summer Fellow am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam zu Gast. Im Rahmen des Projekts „Digital Inequalities“ diskutierten wir mit ihm über datenbasierte Formen der Bevölkerungskontrolle, digitale Infrastrukturen und neue methodische Ansätze zur Analyse sogenannter „born-digital“-Quellen.

In seinem Forschungsprojekt Computing the Social verbindet Feichtinger die Geschichte datenbankgestützter Überwachung während des Vietnamkriegs mit der Entwicklung computationeller Methoden zur historischen Analyse digitaler Hinterlassenschaften. Im Zentrum steht eine Fallstudie aus den 1960er und 1970er Jahren, in der das US-Verteidigungsministerium modernste Computertechnologien und verhaltenswissenschaftliche Ansätze einsetzte, um die politische Haltung der südvietnamesischen Bevölkerung zu erfassen, zu klassifizieren und zu modellieren. Ziel war es, durch systematische Datenerfassung und algorithmische Auswertung ein feinmaschiges Bild gesellschaftlicher Loyalitäten und Widerstände zu gewinnen – und damit letztlich politische Steuerung zu ermöglichen.