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Rückblick auf den 55. Deutschen Historikertag

"Digitale Ungleichheiten" beim Historikertag

Michael Homberg und Debora Gerstenberger (Foto: Nina Neuscheler)

von Nina Neuscheler

 

Vom 16.-19. September fand der 55. Deutsche Historikertag - von nun an "Tag der Geschichtswissenschaft" - statt. Etwa 2500 Teilnehmende diskutierten in Bonn unter dem Motto "Dynamiken der Macht" aktuelle historische Forschungsprojekte aus allen Epochen.

Die Projektgruppe "Digital Inequalities" war gleich mehrfach vertreten.

Gemeinsam mit Debora Gerstenberger (Köln) leitete Michael Homberg die Sektion "die Macht der Computer. Zukunftsentwürfe einer ‚digitalen Gesellschaft‘ in Europa, Afrika und Lateinamerika (1960er–1990er Jahre)". Inhaltlich blickten die Referentinnen in ihren Beiträgen zurück bis in die frühen Jahren des digitalen Zeitalters, in denen Euphorie und Ängste gegenüber der neuen Computertechnologie bereits eng beieinander lagen. Dabei stachelte das Faszinosum der „Elektronengehirne“ die Imagination der Zeitgenossen an. Die einen sahen im Computer – in der Ära der Modernisierungstheorie und technokratischer Planungseuphorie – ein Allheilmittel und universelles Werkzeug der Emanzipation. Den anderen erschien er dagegen weniger als Demokratisierungs-, denn als Rationalisierungs- und Überwachungsmaschine, als "Job Killer" und als Symbol der Vereinsamung einer atomisierten Gesellschaft. Die Visionen der neuen, „digitalen Gesellschaft“, aber auch ihre praktischen Folgen untersuchten die Vorträge des Panels in globalhistorischer Perspektive.

Von Nigeria über Lateinamerika ins World Wide Web: Sektion zur "Macht der Computer"

Anna Osterlow (Foto: Martin Schmitt, Paderborn)

Nach dem Einführungsvortrag von Michael Homberg und Debora Gerstenberger lieferte Anna Osterlow (Paris) einen Einblick in ihre Forschungen zu Digitalisierungsdynamiken in Nigeria. Dort kooperierte IBM in den 1960er Jahren mit der University of Ibadan und betrieb vor dem Hintergrund von Kaltem Krieg und Dekolonialierung das "IBM African Education Centre".

Christiane Berth (Graz) präsentierte anhand einer Visual History des Personal Computers wie in den 1980er Jahren über den Computer verschiedene Zukunftsvisionen in Lateinamerika verhandelt wurden. Dabei wurde der Computer immer als beides zugleich präsentiert: Bedrohung und Chance.

 

 

Christiane Berth (Foto: Martin Schmitt, Paderborn)
Nina Neuscheler (Foto: Martin Schmitt, Paderborn)

Im letzten Beitrag der Sektion stellte Nina Neuscheler (Potsdam) dar wie Frauen im frühen World Wide Web um die Jahrtausendwende weibliche Rollenbilder aushandelten und sich auf persönlichen Homepages untereinander vernetzten. Der Vortrag verdeutlichte, wie es angesichts digitaler Gewalt gegen Frauen nur eingeschränkt gelang, Visionen von mehr Partizipation und Gleichheit einzulösen, die mit dem Aufkommen des World Wide Webs verknüpft waren.

 

 

 

3. Platz bei der Posterausstellung der Promovierenden

Foto: Michael Homberg

Im Rahmen der Posterausstellung der Promovierenden stellten Tim Schinschick und Nina Neuscheler ihre Promotionsprojekte vor. Die Ausstellung wurde organisert von der Promovierendenvertretung im VHD, aus einer Vielzahl von Einsendungen 25 Poster-Entwürfe auswählte, die während der gesamten Dauer des Kongresses gezeigt wurden. In der Postersession am Mittwochabend wurden in einer Publikumsabstimmung die besten Poster gekürt. Auf Platz 3: Nina Neuscheler!

 

Digital läuft die Posterausstellung weiter. Alle Beiträge aus diesem Jahr sowie der Kongresse der vergangenen Jahre sind auf dem Wissenschaftsportal L.I.S.A. der Gerda-Henkel-Stiftung zu finden.